Korkenzieherfertigung

Rasch-KorkenzieherDieses zum Entfernen des Korkens aus dem Flaschenhals dienende Werkzeug zählte einst zu den bedeutendsten Fabrikaten der örtlichen Fertigung. Allein zwischen 1856 und 1866 wurden hier neben zahlreichen anderen Produkten u.a. auch 480.000 Stück Korkenzieher in 250 Ausführungen hergestellt und gehandelt.

Die als Krätzer bezeichnete Korkenzieherspirale dürfte wohl aus dem im 18. Jahrhundert hier ebenfalls schon gefertigten Gewehrkrätzer entstanden sein, welcher zum Entfernen nicht aktivierter Weichbleigeschosse aus dem Lauf von Vorderladerwaffen diente. Dessen verschiedenartige Profile hat man in speziellen Gesenken ausgeschmiedet, die in den "hessischen" Nachbarorten einstmals als "Zeller" bezeichnet wurden.

Eine der genialsten Korkenzieher-Erfindungen ist dem s.Zt. noch völlig unbekannten Zellaer Heinrich Ehrhardt zu verdanken. Er verkaufte diese allerdings im Jahre 1867 weit unter dem wirklichen Wert an einen hiesigen Grossisten. Unter dessen Namen wurde dieses Werkzeug als "Reißmann"- Korkenzieher bekannt und wird als solcher auch heute noch hergestellt.

Aber auch andere ortsansässige Handwerker befassten sich mit der Weiterentwicklung des Korkenziehers. Er wurde mit verschiedenen Wirkprinzipien als Federzungen-, Glieder-, Glocken-, Hebel-, Stangen- oder Zangenkorkenzieher, in manigfaltigen Größen und Formen als Flakon-, Taschen- und Fasskorkenzieher sowie in Kombination z.B mit Bürsten und Lackreißern gefertigt.

Nach Gründung des Deutschen Patentamtes im Jahre 1877 ließen sich die Erfinder zahlreiche ihrer Entwicklungen nun auch schützen. Die ersten für unsere Region erteilten Korkenzieherpatente kamen s.Zt. aus Zella St. Blasii und Mehlis.

Bis in die 1930-er Jahre sind in Zella-Mehlis über 40 mit der Entwicklung, der Herstellung und dem Handel von Korkenziehern beschäftigte Firmen nachweisbar.  

Korkenzieher werden heute nach verschiedensten Gesichtspunkten gesammelt und wissenschaftlich bearbeitet. So gibt es in Deutschland den "Verein Korkenzieherfreunde", dem auch Mitglieder aus Dänemark, Frankreich, Kanada, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Rumänien, der Schweiz und den USA angehören und der zweimal im Jahr sein Mitteilungsblatt "Der Krätzer" veröffentlicht. Über Deutschland hinaus arbeiten Sammler z.B. im "International Correspondence of Corkscrew Addicts" (ICCA), dem "Canadien Corkscrew Collectors Club" (CCCC), dem "Club Français du Tire-Bouchon" (CFTB), dem "Helix Scandinavica", dem "Norsk Korketrekker Klubb" sowie dem "Italian Corkscrew Collektor´s Club" (AICC) zusammen.